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- Out 5, 2021
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Luxemburg-Stadt
Weg mit dem Beton! Die Péitruss wird wieder zum natürlichen Bach
Bei der gestrigen Pressekonferenz wurde der Start der zweiten Phase der Renaturierung der Petruss verkündet – ein wegweisendes Projekt für mehr Natur, besseren Hochwasserschutz und nachhaltige Stadtentwicklung in Luxemburg.
Montagmorgen, neun Uhr im hauptstädtischen „Bierger-Center“. Die Atmosphäre im Zeremoniensaal ist geschäftig, als sich die Vertreter der Stadt Luxemburg und des Umweltministeriums dort versammeln. Sie präsentieren Phase II eines der ambitioniertesten Umweltprojekte der Hauptstadt: die Renaturierung der Petruss. Bürgermeisterin Lydie Polfer stellt sich vor die Presse und macht klar: Dieser Weg war alternativlos. Sie betont die Bedeutung des Projekts: „Die Petruss war einst ein Betonbett, das bei starkem Regen für Überschwemmungen sorgte. Mit der ersten Phase der Renaturierung haben wir ihr einen natürlichen Verlauf zurückgegeben – mit beeindruckenden Ergebnissen. Nun gehen wir in die zweite Runde.“
Raus aus dem Betonbett!
Zwischen der ehemaligen Schleuse Bourbon und der rue d’Anvers soll der Fluss weiter von seinem Betonbett befreit und natürlich umgestaltet werden. Neben der Verbesserung der Biodiversität sind auch Hochwasserschutzmaßnahmen, neue Freizeitangebote und ein nachhaltiger Stadtumbau geplant.
Umweltminister Serge Wilmes hebt die ökologischen Vorteile hervor: „Die Renaturierung bringt mehr als nur eine schönere Landschaft. Sie schafft Lebensräume für Tiere und Pflanzen, verbessert die Wasserqualität und hilft uns, den Klimawandel zu bewältigen.“
In der ersten Phase haben sich bereits Fischschwärme, Vögel und Insekten angesiedelt. Die natürliche Ufervegetation stabilisiert den Boden, reduziert Erosion und sorgt dafür, dass Regenwasser besser versickern kann. Doch Phase II bringt auch Herausforderungen. Bäume müssen weichen, um den Flusslauf natürlich zu gestalten. Ein schwieriges Thema, das die Stadt nicht leichtfertig behandelt. 56 Bäume werden gefällt, zwei umgepflanzt. Gleichzeitig plant die Stadt, langfristig 30.000 neue Bäume in der gesamten Hauptstadt zu setzen.
Was passiert konkret? Die Bauarbeiten starten im Frühjahr 2025 und sollen rund zweieinhalb Jahre dauern. In dieser Zeit wird das Flussbett vollständig entsiegelt, indem der Beton entfernt und durch natürliche Uferzonen mit Steinen und Wasserpflanzen ersetzt wird. Dadurch kann sich das Wasser besser verteilen, wodurch das Hochwasserrisiko deutlich reduziert wird. Parallel dazu wird der Park neu gestaltet: Es entstehen neue Aufenthaltsflächen, zusätzliche Wege, ein Sportplatz sowie Fitnessgeräte und Ruhezonen, die das Naherholungsgebiet weiter aufwerten. Auch infrastrukturelle Maßnahmen sind geplant – unter anderem der Bau von vier neuen Brücken, drei für Fußgänger und eine für Autos, um die Verbindung innerhalb des Gebiets zu verbessern.
Patrick Goldschmidt, Schöffe für Mobilität, erläutert, dass es während der Bauarbeiten unvermeidbare Verkehrsänderungen geben wird. Besonders die rue de la Semois wird eine zentrale Rolle in der Umleitungsplanung spielen: Sie wird temporär als Einbahnstraße genutzt, um den Bauarbeiten Raum zu geben, während gleichzeitig eine sichere Radverkehrsroute eingerichtet wird. Radfahrer können hier in entgegengesetzter Richtung fahren, um weiterhin eine direkte Verbindung zwischen der Ville haute und dem Stadtteil Hollerich zu gewährleisten. Fußgänger werden über alternative Routen umgeleitet, wobei gut sichtbare Beschilderungen und provisorische Übergänge für eine möglichst reibungslose und sichere Fortbewegung sorgen sollen. Die Stadtverwaltung betont, dass alle Maßnahmen darauf abzielen, die Einschränkungen für Anwohner und Pendler so gering wie möglich zu halten.
Urbane Natur
Zudem wird die Petruss in den kommenden Monaten zu einem zentralen Ort für die LUGA 2025 (Luxembourg Urban Garden). Von Mai bis Oktober wird das Tal Teil einer internationalen Ausstellung über urbane Natur. Junge Landschaftsgestalter, kreative Gartenkonzepte und innovative Ideen für grüne Städte werden hier präsentiert. Die Stadt Luxemburg investiert gemeinsam mit dem Umweltministerium und der Europäischen Investitionsbank fast 15 Millionen Euro in Phase II des Projekts. Bereits die erste Phase verschlang rund 25,9 Millionen Euro – eine stolze Summe, aber eine Investition in die Zukunft. Doch was ist mit dem Lift? Eine Frage aus dem Publikum dreht sich um einen potenziellen Lift zwischen der Place de la Constitution und dem darunterliegenden Petrusstal. Lydie Polfer bestätigt, dass dieser „auf dem Radar“ sei: „Wir prüfen verschiedene Optionen, ob der Lift außen entlang oder direkt durch die Stadtmauer geführt werden soll. Es bleibt aber eine Herausforderung, da wir uns in der UNESCO-Schutzzone befinden.“
Mit dem Renaturierungsprojekt setzt Luxemburg ein klares Zeichen: Klimaanpassung und Stadtentwicklung sind keine Gegensätze. Es geht darum, Natur und Urbanität zusammenzubringen – und eine Stadt zu schaffen, die atmet. Minister Wilmes formuliert es direkt: „Wir haben noch viele Flüsse und Bäche in Luxemburg, die renaturiert werden müssen. Die Petruss zeigt, dass es geht. Und dass es sich lohnt.“
Tageblatt
Weg mit dem Beton! Die Péitruss wird wieder zum natürlichen Bach

Bei der gestrigen Pressekonferenz wurde der Start der zweiten Phase der Renaturierung der Petruss verkündet – ein wegweisendes Projekt für mehr Natur, besseren Hochwasserschutz und nachhaltige Stadtentwicklung in Luxemburg.
Montagmorgen, neun Uhr im hauptstädtischen „Bierger-Center“. Die Atmosphäre im Zeremoniensaal ist geschäftig, als sich die Vertreter der Stadt Luxemburg und des Umweltministeriums dort versammeln. Sie präsentieren Phase II eines der ambitioniertesten Umweltprojekte der Hauptstadt: die Renaturierung der Petruss. Bürgermeisterin Lydie Polfer stellt sich vor die Presse und macht klar: Dieser Weg war alternativlos. Sie betont die Bedeutung des Projekts: „Die Petruss war einst ein Betonbett, das bei starkem Regen für Überschwemmungen sorgte. Mit der ersten Phase der Renaturierung haben wir ihr einen natürlichen Verlauf zurückgegeben – mit beeindruckenden Ergebnissen. Nun gehen wir in die zweite Runde.“
Raus aus dem Betonbett!
Zwischen der ehemaligen Schleuse Bourbon und der rue d’Anvers soll der Fluss weiter von seinem Betonbett befreit und natürlich umgestaltet werden. Neben der Verbesserung der Biodiversität sind auch Hochwasserschutzmaßnahmen, neue Freizeitangebote und ein nachhaltiger Stadtumbau geplant.
Umweltminister Serge Wilmes hebt die ökologischen Vorteile hervor: „Die Renaturierung bringt mehr als nur eine schönere Landschaft. Sie schafft Lebensräume für Tiere und Pflanzen, verbessert die Wasserqualität und hilft uns, den Klimawandel zu bewältigen.“
In der ersten Phase haben sich bereits Fischschwärme, Vögel und Insekten angesiedelt. Die natürliche Ufervegetation stabilisiert den Boden, reduziert Erosion und sorgt dafür, dass Regenwasser besser versickern kann. Doch Phase II bringt auch Herausforderungen. Bäume müssen weichen, um den Flusslauf natürlich zu gestalten. Ein schwieriges Thema, das die Stadt nicht leichtfertig behandelt. 56 Bäume werden gefällt, zwei umgepflanzt. Gleichzeitig plant die Stadt, langfristig 30.000 neue Bäume in der gesamten Hauptstadt zu setzen.
Was passiert konkret? Die Bauarbeiten starten im Frühjahr 2025 und sollen rund zweieinhalb Jahre dauern. In dieser Zeit wird das Flussbett vollständig entsiegelt, indem der Beton entfernt und durch natürliche Uferzonen mit Steinen und Wasserpflanzen ersetzt wird. Dadurch kann sich das Wasser besser verteilen, wodurch das Hochwasserrisiko deutlich reduziert wird. Parallel dazu wird der Park neu gestaltet: Es entstehen neue Aufenthaltsflächen, zusätzliche Wege, ein Sportplatz sowie Fitnessgeräte und Ruhezonen, die das Naherholungsgebiet weiter aufwerten. Auch infrastrukturelle Maßnahmen sind geplant – unter anderem der Bau von vier neuen Brücken, drei für Fußgänger und eine für Autos, um die Verbindung innerhalb des Gebiets zu verbessern.
Patrick Goldschmidt, Schöffe für Mobilität, erläutert, dass es während der Bauarbeiten unvermeidbare Verkehrsänderungen geben wird. Besonders die rue de la Semois wird eine zentrale Rolle in der Umleitungsplanung spielen: Sie wird temporär als Einbahnstraße genutzt, um den Bauarbeiten Raum zu geben, während gleichzeitig eine sichere Radverkehrsroute eingerichtet wird. Radfahrer können hier in entgegengesetzter Richtung fahren, um weiterhin eine direkte Verbindung zwischen der Ville haute und dem Stadtteil Hollerich zu gewährleisten. Fußgänger werden über alternative Routen umgeleitet, wobei gut sichtbare Beschilderungen und provisorische Übergänge für eine möglichst reibungslose und sichere Fortbewegung sorgen sollen. Die Stadtverwaltung betont, dass alle Maßnahmen darauf abzielen, die Einschränkungen für Anwohner und Pendler so gering wie möglich zu halten.
Urbane Natur
Zudem wird die Petruss in den kommenden Monaten zu einem zentralen Ort für die LUGA 2025 (Luxembourg Urban Garden). Von Mai bis Oktober wird das Tal Teil einer internationalen Ausstellung über urbane Natur. Junge Landschaftsgestalter, kreative Gartenkonzepte und innovative Ideen für grüne Städte werden hier präsentiert. Die Stadt Luxemburg investiert gemeinsam mit dem Umweltministerium und der Europäischen Investitionsbank fast 15 Millionen Euro in Phase II des Projekts. Bereits die erste Phase verschlang rund 25,9 Millionen Euro – eine stolze Summe, aber eine Investition in die Zukunft. Doch was ist mit dem Lift? Eine Frage aus dem Publikum dreht sich um einen potenziellen Lift zwischen der Place de la Constitution und dem darunterliegenden Petrusstal. Lydie Polfer bestätigt, dass dieser „auf dem Radar“ sei: „Wir prüfen verschiedene Optionen, ob der Lift außen entlang oder direkt durch die Stadtmauer geführt werden soll. Es bleibt aber eine Herausforderung, da wir uns in der UNESCO-Schutzzone befinden.“
Mit dem Renaturierungsprojekt setzt Luxemburg ein klares Zeichen: Klimaanpassung und Stadtentwicklung sind keine Gegensätze. Es geht darum, Natur und Urbanität zusammenzubringen – und eine Stadt zu schaffen, die atmet. Minister Wilmes formuliert es direkt: „Wir haben noch viele Flüsse und Bäche in Luxemburg, die renaturiert werden müssen. Die Petruss zeigt, dass es geht. Und dass es sich lohnt.“
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