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- Out 5, 2021
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Verlassenes Schloss in Junglinster
Sie wollten zusammenbleiben: Zeitzeuge berichtet über Leben und tragischen Tod der letzten Bewohner
Im Jahr 2004 kamen Alphonse Burg und seine Frau auf tragische Weise im Wald ums Leben – verirrt und erfroren auf dem Heimweg. Ein Zeitzeuge erinnert sich an das Paar, schildert Details ihres Lebens und erzählt auch, dass das einst stattliche Anwesen aus Liebe umgebaut wurde.
Giebel, Verzierungen, Türme. Die einstige Pracht von Schloss Weymerich ist immer noch zu erahnen. Doch der kastenförmige Anbau an der Vorderseite stört das Auge. Einst weiß, heute verblasst und schmutzig-grau, trübt er den Gesamteindruck des historischen Bauwerks erheblich.
Ein Zeitzeuge, Frank, Mitte 60, hat plausible und schlüssige Erklärungen für diesen Anbau. Die Frau, die damals gemeinsam mit ihrem Mann Alphonse Burg auf tragische Weise im Wald ums Leben gekommen ist, sei alles andere als in guter Verfassung gewesen. Sie habe einen Schlaganfall erlitten und lange im Krankenhaus gelegen. Doch sie und ihr Mann hätten zusammenbleiben wollen, so wie sie es ihr ganzes Leben lang getan hatten. Im Schloss sei das jedoch nicht mehr möglich gewesen. Um seine Frau wieder nach Hause holen zu können, habe er das eckige Teil in Eigenregie angebaut, vermutlich auf dem Fundament der früheren Terrasse. Dort habe er ihr ein kleines, praktisch gestaltetes Apartment eingerichtet. Leicht zu heizen, barrierefrei, vor allem ohne Treppen, die sie nach dem Schlaganfall nicht mehr alleine habe bewältigen können.
Orientierung verloren
Auch zu den dramatischen Umständen ihres Todes kann Frank einige Details beitragen. Es heißt ja, das Ehepaar habe sich verirrt und den falschen Weg nach Hause genommen. Tatsächlich habe an jenem Tag dichter Nebel geherrscht und die Hauptstraße sei gesperrt gewesen. „Sie mussten sich selbst zurechtfinden.“ Im dichten Grau der Nacht hätten sie dann die Orientierung verloren und seien mit ihrem Auto steckengeblieben.
Frank erinnert sich, dem Ehepaar hin und wieder beim Einkaufen begegnet zu sein. Nicht im Cactus, sondern im Delhaize von Junglinster. „Nachdem die Frau nach ihrem Schlaganfall wieder nach Hause durfte, erholte sie sich mit der Hilfe ihres Mannes recht gut. Doch sie war teilweise gelähmt, konnte nicht mehr richtig gehen. Und durch die Gesichtslähmung war sie nicht mehr dieselbe wie zuvor.“ Die beiden seien allerdings keine Eigenbrötler gewesen, die die Welt mieden. „Sie freuten sich über jedes Gespräch, über ein freundliches Wort. Sie wollten nicht nur ihre Ruhe“, so Frank. Ihn habe es stets gefreut, am Haus vorbeizukommen, ein paar Worte zu wechseln und zu sehen, dass es ihnen irgendwie gut gehe.
Die beiden hätten ein Leben lang zusammengehalten, hätten gerne in ihrem Garten gearbeitet. „Rund um ihr Haus standen Rosen. Der Mann hatte entlang der Straße eine einfache Mauer gebaut, indem er Zementziegel auf eine besondere Weise vermauerte, was aber richtig schön aussah.“ Ein paar wenige Überreste dieser Mauer sind heute noch zu erkennen, wenngleich das meiste mit der Zeit zerfallen ist und überwuchert wurde.
Rechts vom Schloss sei eine Art Werkstatt gewesen, mit einem eher wackeligen Ponton aus Holzstämmen. Dort habe Alphonse Burg an seinem alten Mercedes gearbeitet. Ölwechsel, Auspuff oder andere Reparaturen. Für Ersatzteile habe er sich an ausrangierten Mercedes bedient, die auf dem Areal herumstanden. Außerdem hatte er einige kleinere landwirtschaftliche Maschinen, mit denen er sein Grundstück bewirtschaftete. Seine Frau habe dann oft dagesessen, mit Katzen auf ihrem Schoß und um sie herum. Seinem Gefühl nach, so Frank, sei die Frau zufrieden gewesen mit dem, was war.
Früher habe Alphonse Burg als Getreidehändler gut gelebt. „Er verkaufte den Bauern alles, was sie brauchten. Doch dann kam der Wandel. Die Bauern schafften Maschinen an, brauchten keine Pferde und Ochsen mehr. Sie kauften nicht mehr bei ihm, sondern bei der landwirtschaftlichen Genossenschaft ‚De Verband‘. Sein Geschäft brach ein.“
Verblassende Erinnerung
Es habe übrigens eine ganze Reihe von Menschen gegeben, denen die Verstorbenen auch nach ihrem Tod etwas bedeutet hätten, erzählt Frank. Ihr Grab auf dem Friedhof von Junglinster sei noch einige Jahre von „Fremden“ gepflegt worden. Und noch lange seien Menschen zum Schloss gekommen, um die Katzen weiter zu füttern. Diese Tiere, langsam verwildert, seien in der Nähe des Anwesens geblieben, bis das Gebäude von der Gemeinde zugemauert wurde. Danach seien sie weitergezogen.
Als das Ehepaar im Wald den Tod fand, sei er traurig gewesen, sagt Frank. Und er sei es noch heute. Traurig darüber, dass das Schloss verfällt, der Garten von Gestrüpp überwuchert wird und mit der Zeit die Erinnerung an die letzten Bewohner von Schloss Weymerich verblasse – so wie die Farbe jenes Anbaus, den Alphonse Burg einst aus Liebe errichtete.
Tageblatt
Sie wollten zusammenbleiben: Zeitzeuge berichtet über Leben und tragischen Tod der letzten Bewohner

Im Jahr 2004 kamen Alphonse Burg und seine Frau auf tragische Weise im Wald ums Leben – verirrt und erfroren auf dem Heimweg. Ein Zeitzeuge erinnert sich an das Paar, schildert Details ihres Lebens und erzählt auch, dass das einst stattliche Anwesen aus Liebe umgebaut wurde.
Giebel, Verzierungen, Türme. Die einstige Pracht von Schloss Weymerich ist immer noch zu erahnen. Doch der kastenförmige Anbau an der Vorderseite stört das Auge. Einst weiß, heute verblasst und schmutzig-grau, trübt er den Gesamteindruck des historischen Bauwerks erheblich.
Ein Zeitzeuge, Frank, Mitte 60, hat plausible und schlüssige Erklärungen für diesen Anbau. Die Frau, die damals gemeinsam mit ihrem Mann Alphonse Burg auf tragische Weise im Wald ums Leben gekommen ist, sei alles andere als in guter Verfassung gewesen. Sie habe einen Schlaganfall erlitten und lange im Krankenhaus gelegen. Doch sie und ihr Mann hätten zusammenbleiben wollen, so wie sie es ihr ganzes Leben lang getan hatten. Im Schloss sei das jedoch nicht mehr möglich gewesen. Um seine Frau wieder nach Hause holen zu können, habe er das eckige Teil in Eigenregie angebaut, vermutlich auf dem Fundament der früheren Terrasse. Dort habe er ihr ein kleines, praktisch gestaltetes Apartment eingerichtet. Leicht zu heizen, barrierefrei, vor allem ohne Treppen, die sie nach dem Schlaganfall nicht mehr alleine habe bewältigen können.
Orientierung verloren
Auch zu den dramatischen Umständen ihres Todes kann Frank einige Details beitragen. Es heißt ja, das Ehepaar habe sich verirrt und den falschen Weg nach Hause genommen. Tatsächlich habe an jenem Tag dichter Nebel geherrscht und die Hauptstraße sei gesperrt gewesen. „Sie mussten sich selbst zurechtfinden.“ Im dichten Grau der Nacht hätten sie dann die Orientierung verloren und seien mit ihrem Auto steckengeblieben.
Frank erinnert sich, dem Ehepaar hin und wieder beim Einkaufen begegnet zu sein. Nicht im Cactus, sondern im Delhaize von Junglinster. „Nachdem die Frau nach ihrem Schlaganfall wieder nach Hause durfte, erholte sie sich mit der Hilfe ihres Mannes recht gut. Doch sie war teilweise gelähmt, konnte nicht mehr richtig gehen. Und durch die Gesichtslähmung war sie nicht mehr dieselbe wie zuvor.“ Die beiden seien allerdings keine Eigenbrötler gewesen, die die Welt mieden. „Sie freuten sich über jedes Gespräch, über ein freundliches Wort. Sie wollten nicht nur ihre Ruhe“, so Frank. Ihn habe es stets gefreut, am Haus vorbeizukommen, ein paar Worte zu wechseln und zu sehen, dass es ihnen irgendwie gut gehe.
Die beiden hätten ein Leben lang zusammengehalten, hätten gerne in ihrem Garten gearbeitet. „Rund um ihr Haus standen Rosen. Der Mann hatte entlang der Straße eine einfache Mauer gebaut, indem er Zementziegel auf eine besondere Weise vermauerte, was aber richtig schön aussah.“ Ein paar wenige Überreste dieser Mauer sind heute noch zu erkennen, wenngleich das meiste mit der Zeit zerfallen ist und überwuchert wurde.
Rechts vom Schloss sei eine Art Werkstatt gewesen, mit einem eher wackeligen Ponton aus Holzstämmen. Dort habe Alphonse Burg an seinem alten Mercedes gearbeitet. Ölwechsel, Auspuff oder andere Reparaturen. Für Ersatzteile habe er sich an ausrangierten Mercedes bedient, die auf dem Areal herumstanden. Außerdem hatte er einige kleinere landwirtschaftliche Maschinen, mit denen er sein Grundstück bewirtschaftete. Seine Frau habe dann oft dagesessen, mit Katzen auf ihrem Schoß und um sie herum. Seinem Gefühl nach, so Frank, sei die Frau zufrieden gewesen mit dem, was war.
Früher habe Alphonse Burg als Getreidehändler gut gelebt. „Er verkaufte den Bauern alles, was sie brauchten. Doch dann kam der Wandel. Die Bauern schafften Maschinen an, brauchten keine Pferde und Ochsen mehr. Sie kauften nicht mehr bei ihm, sondern bei der landwirtschaftlichen Genossenschaft ‚De Verband‘. Sein Geschäft brach ein.“
Verblassende Erinnerung
Es habe übrigens eine ganze Reihe von Menschen gegeben, denen die Verstorbenen auch nach ihrem Tod etwas bedeutet hätten, erzählt Frank. Ihr Grab auf dem Friedhof von Junglinster sei noch einige Jahre von „Fremden“ gepflegt worden. Und noch lange seien Menschen zum Schloss gekommen, um die Katzen weiter zu füttern. Diese Tiere, langsam verwildert, seien in der Nähe des Anwesens geblieben, bis das Gebäude von der Gemeinde zugemauert wurde. Danach seien sie weitergezogen.
Als das Ehepaar im Wald den Tod fand, sei er traurig gewesen, sagt Frank. Und er sei es noch heute. Traurig darüber, dass das Schloss verfällt, der Garten von Gestrüpp überwuchert wird und mit der Zeit die Erinnerung an die letzten Bewohner von Schloss Weymerich verblasse – so wie die Farbe jenes Anbaus, den Alphonse Burg einst aus Liebe errichtete.
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