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Fechten
EFC-Präsident Pascal Tesch: „In einer perfekten Welt wären Sport und Politik nicht vermischt“
Seit September vergangenen Jahres steht mit Pascal Tesch erstmals ein Luxemburger an der Spitze der „European Fencing Confederation“ (EFC). Bereits während seiner aktiven Zeit als Fechter war Tesch Interessenvertreter der Athleten. Der Sportler vom Diekircher „Cercle d’escrime Nordstad“ hat mehrere Funktionen im Verband bekleidet, bevor er die Geschicke des luxemburgischen Verbandes FLE während zwölf Jahren als Präsident leitete. Seit knapp einem Jahr steht Tesch nun der EFC vor – dies zu einem Moment, in dem die politischen Spannungen mit dem Weltverband, seit dem Einmarsch von Russland in die Ukraine, ungeahnte Dimensionen erreicht haben. Das Tageblatt hat sich mit Tesch über seine schwierige Herausforderung unterhalten und nachgefragt, wie er das Ausscheiden von Flavio Giannotte bei der WM erlebt hat.
Tageblatt: Wie kam es dazu, dass sie zum Präsidenten der EFC gewählt wurden?
Pascal Tesch: Bereits während meiner Zeit als FLE-Präsident war ich im Exekutiv-Komitee der EFC aktiv und hatte dann von 2016 bis 2021 ein Mandat in der Exekutive des Weltverbandes FIE. Ich habe den europäischen Verband verlassen, da es für mich nicht denkbar war, zwei derart wichtige Funktionen parallel auszuüben. Im Jahr 2022 wurde ich dann gefragt, ob ich Vorsitzender der EFC werden wolle. Nach einem Hickhack habe ich mich damals aus taktischen Gründen zurückgezogen und den italienischen Vertreter unterstützt, um dann zwei Jahre später selbst gewählt zu werden.
Was treibt Sie an, als Funktionär im Fechtsport aktiv zu sein?
Sicherlich nicht das Geld, da ich mein Amt ohne Bezahlung ausübe. Lediglich die Reisekosten werden erstattet. Wenn man sich die Resultate der europäischen Fechter ansieht, stellt man fest, dass das Herz und, wenn man so will, auch das Hirn des Weltfechtens sich in Europa befinden. Bei der WM in Georgien sind 29 von insgesamt 42 Medaillen an europäische Fechter gegangen. Meine persönliche Motivation liegt darin, dass ich dem Sport, dem ich persönlich viel zu verdanken habe, etwas zurückgeben will. Ich habe gelernt, unter Druck Entscheidungen zu treffen und diszipliniert vorzugehen. Die Leute, die mich als Fechter gefördert haben, waren allesamt Personen, die genau diese Einstellung hatten. Dies ist in meine DNA übergegangen.
Gehört auch Mut dazu, diesen Job, insbesondere in einer Zeit, in der Sport und Politik komplett ineinandergreifen, zu übernehmen?
Es ist nicht immer einfach. Was soll ich Besseres dazu sagen? Im Leben gehört es dazu, Entscheidungen zu treffen, die Mut erfordern, um das zu tun, was richtig ist. In einer perfekten Welt wären Sport und Politik nicht vermischt und wir hätten keine Probleme. Da dem nicht so ist, müssen wir versuchen, Lösungen zu finden. Wenn man Sportpolitik oder Politik macht, muss man sich bewusst sein, dass man dabei auf die Nase fallen kann. Das Fechten hat mir beigebracht, zu verlieren, aber auch, mit kleinen Schritten vorwärtszukommen. Es ist wichtig, miteinander zu sprechen, um Lösungen zu finden, in dieser komplexen Situation, die nicht schwarz-weiß ist.
Der offene Brief, den Sie vor Kurzem als EFC-Präsident unterzeichnet haben, geht genau in diese Richtung …
Der offene Brief ist ein Appell zum Dialog mit der FIE. Bei der Weltmeisterschaft in Tiflis haben wir uns mehrmals, auf höchstem Funktionärsniveau, mit der FIE zusammengesetzt. Wir haben zusammen entschieden, diesen Dialog verstärkt fortzusetzen. Das ist eine gute Sache, im Interesse von Europa und im Interesse unserer Sportart.
Wie ordnen Sie die umstrittene Niederlage und die anschließende Schwarze Karte von Flavio Giannotte bei der WM vor zwei Wochen in Tiflis ein?
Ich habe das Gefecht von der Tribüne aus verfolgt. Aus dieser Sicht waren die Gelbe und die Rote Karte, die Flavio vom Schiedsrichter bekam, extrem hart, aber vertretbar. Auch hier gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Es gibt unterschiedliche Perspektiven. Aus der Sicht von Imke (Duplitzer) hat es mit Sicherheit anders ausgesehen als aus der Sicht vom Schiedsrichter oder aus der Sicht von Flavio. Zum vermeintlichen Siegtreffen von Flavio kann ich nichts sagen, da der Schiedsrichter mir in dem Moment die Sicht versperrt hat. Ja, es war sehr hart für ihn. Die Schwarze Karte kann allerdings nicht diskutiert werden. Es tut mir sehr leid für ihn, aber er hätte seine Maske bei sich halten sollen. Der Referee und dessen Aufsicht hätten die Situation allerdings besser „handeln“ können, besonders in Anbetracht eines anderen Vorfalls bei der WM. Auf einem Video ist zu sehen, wie der Präsident des georgischen Verbandes sein Handy wutentbrannt auf die Piste geschmettert hat. Dieses Vorgehen war nicht mit der Schwarzen Karte geahndet worden.
Tageblatt
EFC-Präsident Pascal Tesch: „In einer perfekten Welt wären Sport und Politik nicht vermischt“

Seit September vergangenen Jahres steht mit Pascal Tesch erstmals ein Luxemburger an der Spitze der „European Fencing Confederation“ (EFC). Bereits während seiner aktiven Zeit als Fechter war Tesch Interessenvertreter der Athleten. Der Sportler vom Diekircher „Cercle d’escrime Nordstad“ hat mehrere Funktionen im Verband bekleidet, bevor er die Geschicke des luxemburgischen Verbandes FLE während zwölf Jahren als Präsident leitete. Seit knapp einem Jahr steht Tesch nun der EFC vor – dies zu einem Moment, in dem die politischen Spannungen mit dem Weltverband, seit dem Einmarsch von Russland in die Ukraine, ungeahnte Dimensionen erreicht haben. Das Tageblatt hat sich mit Tesch über seine schwierige Herausforderung unterhalten und nachgefragt, wie er das Ausscheiden von Flavio Giannotte bei der WM erlebt hat.
Tageblatt: Wie kam es dazu, dass sie zum Präsidenten der EFC gewählt wurden?
Pascal Tesch: Bereits während meiner Zeit als FLE-Präsident war ich im Exekutiv-Komitee der EFC aktiv und hatte dann von 2016 bis 2021 ein Mandat in der Exekutive des Weltverbandes FIE. Ich habe den europäischen Verband verlassen, da es für mich nicht denkbar war, zwei derart wichtige Funktionen parallel auszuüben. Im Jahr 2022 wurde ich dann gefragt, ob ich Vorsitzender der EFC werden wolle. Nach einem Hickhack habe ich mich damals aus taktischen Gründen zurückgezogen und den italienischen Vertreter unterstützt, um dann zwei Jahre später selbst gewählt zu werden.
Was treibt Sie an, als Funktionär im Fechtsport aktiv zu sein?
Sicherlich nicht das Geld, da ich mein Amt ohne Bezahlung ausübe. Lediglich die Reisekosten werden erstattet. Wenn man sich die Resultate der europäischen Fechter ansieht, stellt man fest, dass das Herz und, wenn man so will, auch das Hirn des Weltfechtens sich in Europa befinden. Bei der WM in Georgien sind 29 von insgesamt 42 Medaillen an europäische Fechter gegangen. Meine persönliche Motivation liegt darin, dass ich dem Sport, dem ich persönlich viel zu verdanken habe, etwas zurückgeben will. Ich habe gelernt, unter Druck Entscheidungen zu treffen und diszipliniert vorzugehen. Die Leute, die mich als Fechter gefördert haben, waren allesamt Personen, die genau diese Einstellung hatten. Dies ist in meine DNA übergegangen.
Gehört auch Mut dazu, diesen Job, insbesondere in einer Zeit, in der Sport und Politik komplett ineinandergreifen, zu übernehmen?
Es ist nicht immer einfach. Was soll ich Besseres dazu sagen? Im Leben gehört es dazu, Entscheidungen zu treffen, die Mut erfordern, um das zu tun, was richtig ist. In einer perfekten Welt wären Sport und Politik nicht vermischt und wir hätten keine Probleme. Da dem nicht so ist, müssen wir versuchen, Lösungen zu finden. Wenn man Sportpolitik oder Politik macht, muss man sich bewusst sein, dass man dabei auf die Nase fallen kann. Das Fechten hat mir beigebracht, zu verlieren, aber auch, mit kleinen Schritten vorwärtszukommen. Es ist wichtig, miteinander zu sprechen, um Lösungen zu finden, in dieser komplexen Situation, die nicht schwarz-weiß ist.
Der offene Brief, den Sie vor Kurzem als EFC-Präsident unterzeichnet haben, geht genau in diese Richtung …
Der offene Brief ist ein Appell zum Dialog mit der FIE. Bei der Weltmeisterschaft in Tiflis haben wir uns mehrmals, auf höchstem Funktionärsniveau, mit der FIE zusammengesetzt. Wir haben zusammen entschieden, diesen Dialog verstärkt fortzusetzen. Das ist eine gute Sache, im Interesse von Europa und im Interesse unserer Sportart.
Wie ordnen Sie die umstrittene Niederlage und die anschließende Schwarze Karte von Flavio Giannotte bei der WM vor zwei Wochen in Tiflis ein?
Ich habe das Gefecht von der Tribüne aus verfolgt. Aus dieser Sicht waren die Gelbe und die Rote Karte, die Flavio vom Schiedsrichter bekam, extrem hart, aber vertretbar. Auch hier gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Es gibt unterschiedliche Perspektiven. Aus der Sicht von Imke (Duplitzer) hat es mit Sicherheit anders ausgesehen als aus der Sicht vom Schiedsrichter oder aus der Sicht von Flavio. Zum vermeintlichen Siegtreffen von Flavio kann ich nichts sagen, da der Schiedsrichter mir in dem Moment die Sicht versperrt hat. Ja, es war sehr hart für ihn. Die Schwarze Karte kann allerdings nicht diskutiert werden. Es tut mir sehr leid für ihn, aber er hätte seine Maske bei sich halten sollen. Der Referee und dessen Aufsicht hätten die Situation allerdings besser „handeln“ können, besonders in Anbetracht eines anderen Vorfalls bei der WM. Auf einem Video ist zu sehen, wie der Präsident des georgischen Verbandes sein Handy wutentbrannt auf die Piste geschmettert hat. Dieses Vorgehen war nicht mit der Schwarzen Karte geahndet worden.
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